Immer dienstags im August trafen wir uns mit Politiker:innen aus Lichtenberg.
Alle sind Spitzenkandidat:innen für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
in Lichtenberg oder für das Abgeordnetenhaus Berlin.
Seit dem Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 05. Mai,
haben wir Forderungen von Menschen aus Lichtenberg gesammelt.
Für die Gespräche dienstags hatten wir eine tolle Moderatorin.
Sie hat aus den Forderungen Fragen an die Politiker:innen gemacht.
Sie fragte zum Beispiel: „Was bedeutet Inklusion für Sie?“
Die Antworten waren sehr unterschiedlich:
Michael Grunst von der Partei Die Linke erklärte,
dass für ihn Inklusion im Kopf stattfindet und die große Frage ist,
wie man sie in die Köpfe von Menschen bekommt,
die da noch nicht dran denken.
Es entstehen immer wieder Barrieren,
weil nicht von Anfang an nicht selbstverständlich inklusiv gedacht wurde.
Bestes Beispiel dafür: Die Neugestaltung des Rathausparks.
Wenn Kevin Hönicke von der SPD an Inklusion denkt,
stellt er sich einen Kreis nackter Menschen vor, die alle erstmal gleich sind.
Dann ist für ihn Inklusion ein Querschnittsthema,
das in allen politischen und gesellschaftlichen Bereichen vorkommt.
Danny Freymark von der CDU kandidiert zwar wieder für das Abgeordnetenhaus,
aber er hat sich trotzdem Zeit für uns genommen.
Für ihn bedeutet Inklusion Teilhabe und Mobilität.
Und er gibt zu, dass das Thema in der CDU ein kritisches ist.
Hoffentlich konnte er mitnehmen,
dass bestimmte Angebote zum Abbau von Barrieren,
wie zum Beispiel durch Gebärdendolmetscher,
vorgehalten werden müssen.
Hoffen wir, dass wir das Denken in seinem Kopf ein bewegen konnten.
Weg vom Denken, es gäbe keinen Bedarf hin zu man muss mehr Angebote schaffen,
um Menschen mit Behinderungen einbeziehen zu können.
Frau Fatoş Topaç, auch im Abgeordnetenhaus, erklärte uns,
dass es bei den Grünen gar keine „Extrawürste“
für Menschen mit Behinderungen gibt,
weil sie in ihrer Partei gleich mitgedacht werden.
Für sie ist Inklusion kein „nice to have“,
also etwas, mit dem man sich vielleicht noch schmücken kann,
sondern ein grundlegendes Menschenrecht,
das umgesetzt werden muss.
Wichtig wäre ihr eine gleichberechtigte digitale Teilhabe,
gerade in Zeiten von Corona.
Barrieren sollte es nicht geben,
und es dürfte keinen Finanzvorbehalt geben.
Sie ist auch enttäuscht, dass die derzeitige Regierung
so wenig von der UN-Behindertenrechtskonvention umsetzt.
Aber ihre Devise: Es braucht für alles viel Geduld
und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Herr Grunst hat schöne Vorschläge für eine engere Zusammenarbeit
von Bezirksbeirat von und für Menschen mit Behinderung
und der Verwaltung gemacht:
Man sollte mal über ein Vetorecht für den Beirat nachdenken,
oder sogar einen Baubeirat schaffen.
Um zum Beispiel Stadtteilzentren inklusiver zu machen,
einen Fachtag ausrichten.
Da drücken wir doch die Daumen,
dass das in der kommenden Legislatur klappen wird!
Dass Barrierefreiheit Vorrang vor Denkmalschutz haben sollte,
dabei waren sich alle einig,
nur Herr Freymark verstand auch die Sicht der Denkmalschützer:innen.
Eine schwierige Frage war die nach
der Abschaffung der Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Für Herrn Grunst ist die Antwort klar:
Beschäftigte sollen Mindestlohn bekommen,
die Werkstätten sollen abgeschafft
und die Beschäftigten auf den ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden.
Herr Hönicke und Frau Topaç sehen durchaus Berechtigung in den Werkstätten,
aber sofern möglich, sollten sie abgeschafft werden.
Sie sind nicht mehr zeitgemäß, so die Grüne Vertreterin.
Wir bedanken uns bei den vier Parteien-Vertreter:innen und bei dem RoBertO,
denn da durften wir den schönen Garten für unsere Veranstaltungen nutzen.
Wir hoffen sehr, dass wir bei der Qual der Wahl am 26.09. etwas helfen konnten.
Wer noch mehr Entscheidungshilfe braucht,
kann ja mal den Lokal-o-maten fragen:
www.lokal-o-mat.de